Was heißt eigentlich Sustainable UX?

Seit dem letzten World Usability Day am 10. November 2016 stoße ich immer wieder auf das Thema „Sustainable UX“. Trotz häufigem Suchen ist mir eine klare Begriffsdefinition bislang entgangen. Da UX mein täglich Brot ist, wird es höchste Zeit, dass ich das Thema Nachhaltigkeit einmal näher beleuchte.

Dabei bin ich auf die folgende Definition für „Nachhaltige Entwicklung“ aus dem Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung von 1987 gestoßen:

Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, 
die gewährt, dass künftige Generationen nicht schlechter gestellt sind, Ihre Bedürfnisse zu befriedigen, als gegenwärtig lebende.

Diese Definition wird in den drei Dimensionen Wirtschaft, Soziales und Umwelt konkretisiert und in einem Drei-Säulen-Modell für nachhaltige Entwicklung dargestellt. Wenn wir diese Dimensionen näher betrachten, wird deutlich, wie vielschichtig das Thema ist und dass es sich auf alle Bereiche unseres Zusammenlebens bezieht.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Eine Wirtschaftsweise gilt dann als ökonomisch nachhaltig, wenn sie dauerhaft betrieben werden kann und nicht zu Einbußen bei nachfolgenden  Generationen führt. Wird diese Sichtweise in einer nachhaltigen Unternehmensstrategie gelebt, ändert sich der Umgang des Unternehmens mit Ressourcen und Mitarbeitern. Es entstehen Produkte, die effizienter und günstiger in der Herstellung sind und sich besser verkaufen, da sie bestimmte Marktsegmente und Kundengruppen zielgerichteter ansprechen. In diesem Zusammenhang interessant: das Interview mit Adam Werbach, Global CEO von Saatchi & Saatchi, in der Harvard Business Review, der sich als führender Umweltaktivist profiliert hat und Managern Nachhilfe in puncto Nachhaltigkeit erteilt. Er ist überzeugt: Nachhaltigkeit sorgt für bessere Geschäfte.

Soziale Nachhaltigkeit

Eine Gesellschaft sollte so organisiert sein, dass sich soziale Spannungen in Grenzen halten und Konflikte nicht eskalieren. Um als UX´ler soziale Verhaltensweisen zu etablieren, lohnt es sich, sich mit der Idee des Social Designs zu beschäftigen. Ziel hierbei ist es, Menschen so zu beeinflussen, dass sie eine pro-soziale Entscheidung treffen, um somit den derzeitigen Zustand der Gesellschaft zu einem Besseren zu verändern.

Ein Beispiel hierfür ist ‚Tomorrow´s Menu‘, ein Studienprojekt das Nynke Tromp auf der WDCD vorgestellt hat. Es handelt sich um eine Plattform, auf der Biobauern und Konsumenten aufeinandertreffen, um sich gegen Massentierhaltung zu engagieren. Der Bauer stellt sich und seinen Betrieb vor, und der Konsument kann diesen mit einer monatlichen Gebühr unterstützen. Im Gegenzug erhält der Verbraucher das Biofleisch des unterstützten Landwirts im Supermarkt zum gleichen Preis wie das Fleisch aus der Massentierhaltung. Das erleichtert die Kaufentscheidung für Fleisch aus nachhaltiger Haltung direkt am POS.

Ökologische Nachhaltigkeit

Ökologisch nachhaltig handelt, wer die natürlichen Lebensgrundlagen nur in dem Maße beansprucht, wie diese sich regenerieren. Dieses Ziel angesichts begrenzter Ressourcen und ständig wachsender Weltbevölkerung zu erreichen, gehört sicher zu den größten Herausforderungen der Menschheit. Interessant für uns Onliner fand ich in diesem Zusammenhang diesen Artikel, der deutlich macht, wie viel Strom das Internet frisst.

Was können wir als UX-Fachleute tun?

Sollen wir uns nun für CO2-arme Websites starkmachen, das papierlose Büro leben, oder setzen wir besser auf den Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit? Nach meiner Überzeugung sollten all diese Punkte in unsere tägliche Arbeit einfließen.

Als UX-Consultant und Projektleiter spricht mich der Ansatz von Chelsey Delaney von Catalyst zu einem nachhaltigen UX-Projektprozess an. Sie beschreibt, wie durch die Aus- und Weiterbildung von Kunden aus Auftraggebern Partner auf Augenhöhe werden und wie Agenturen durch ihren Einsatz bei unterschiedlichen Kunden immer wieder neue Arbeitsweisen und Organisationsstrukturen kennenlernen, die sie aktiv in ihre Projekte einbringen können.

Mein Fazit

Meine Sustainability-Recherche erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, führte aber zu einer grundsätzlichen Erkenntnis: Gute UX ist auch nachhaltige UX!

Im UX-Prozess werden zielgerichtet Lösungen für echte Nutzerbedürfnisse entwickelt. Das stellt einen sinnvollen Umgang mit unseren Ressourcen sicher und sorgt gleichzeitig dafür, dass Produkte verbessert werden. Und durch eine nachhaltige Zusammenarbeit – im Team – wird ein Mehrwert geschaffen, der sich positiv auf den Umgang miteinander auswirkt.

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Anja Stork

UX Consultant

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